Die soziale Lage in Vietnam

Krieg und Sozialismus prägen das Land trotz der Beendigung des Vietnamkriegs und seiner wirtschaftlichen Öffnung in den achtziger Jahren bis heute auf allen Ebenen. Die Wirtschaftsreformen sorgten zwar für eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage, die Inflation sank stark und Hungersnöte, zuvor ein großes Problem in der Planwirtschaft, blieben seitdem aus. Doch vor allem im sozialen Sektor hat das Land noch Defizite. Dabei nehmen vor allem die Unterschiede zwischen Arm und Reich zu. Die Einführung marktwirtschaftlicher Strukturen hat somit zwar den Lebensstandard einiger Menschen stark verbessert, nicht aber grundlegende soziale Probleme gelöst. Vor allem die Unterschiede zwischen ländlicher und städtischer Bevölkerung sind gravierend.

Diese Unterschiede werden im Bereich der Bildung deutlich. Einerseits unterliegt der Bildungssektor zahlreichen Reformen und der vietnamesische Staat investiert durchaus in die Ausbildung junger Leute. Diese Reformen greifen aber vor allem in den Städten, wo die Schulbildung qualitativ hochwertig ist, da es ausreichend gut ausgebildete Lehrkräfte gibt und die Menschen sich das anfallende Schulgeld leisten können. Insgesamt ist die Alphabetisierungsquote in Vietnam mit etwa 93% sehr hoch für ein südostasiatisches Land. Auf dem Land hingegen hat das Bildungssystem noch viele Defizite aufzuweisen. Die meisten Kinder müssen die Schulbildung nach der Grundschule abbrechen, weil die Eltern das erforderliche Schulgeld sowie das Geld für die Schuluniform und Lehrmaterialien nicht aufbringen können. Zudem werden die Kinder für die Arbeit auf den Feldern gebraucht, denn Vietnam ist noch immer ein vor allem von der Agrarwirtschaft lebendes Land. Des Weiteren herrscht auf dem Land ein Mangel an gut ausgebildeten Lehrern und Unterrichtsmaterialien. Der Hochschulsektor hat mit sehr wenig verfügbaren Studienplätzen und massiver Korruption in der Verwaltung zu kämpfen.

Die mangelhaften Möglichkeiten der Einflussnahme der Bürger am politischen Geschehen sind ein weiteres Problem des Landes. Neben der kommunistischen Partei und ihren Tochterorganisationen sind alle anderen politischen Parteien und Verbände verboten. Die Presse unterliegt einer scharfen politischen Zensur, die keinerlei Kritik an den bestehenden Verhältnissen duldet. Bürgerrechtler und Kritiker werden verfolgt, verhaftet und häufig zu extrem langen Haftstrafen verurteilt.

Ein Fischer bereitet seine Fangfallen vor
Ein Fischer bereitet seine Fangfallen vor

Der Vietnamkrieg hat massive Schäden an der Umwelt Vietnams hinterlassen, die auch heute noch spürbar sind. Verschiedene Umweltgifte, die die USA während des Krieges eingesetzt haben, wirken auf die Natur. Während des Krieges wurden große Teile der vietnamesischen Mangrovensümpfe zerstört, die sich nur schwer regenerieren. Eingesetztes Entlaubungsmittel hat im Landesinneren viele Wälder zerstört, das Gift wirkt bis heute, sodass eine Wiederaufforstung sehr schwer ist. Das Fehlen dieser Wälder begünstigt in der Regenzeit Überschwemmungen und Erosion. Dazu trägt weiterhin die Brandrodung bei. Die arme Landbevölkerung brennt die Wälder ab, um Ackerland zu gewinnen. Die einzigartige Tierwelt des Landes leidet stark unter dem Verlust ihres Lebensraumes.

Auch einfache Unterkünfte sieht man auf seiner Reise durch Vietnam
Auch einfache Unterkünfte sieht man auf seiner Reise durch Vietnam

Die medizinische Versorgung in Vietnam ist mit europäischen Standards nicht zu vergleichen. Die Versorgung ist in vielen Punkten, wie etwa bei der Ausstattung der Krankenhäuser, mangelhaft. Zudem warnt das Auswärtige Amt vor Infektionskrankheiten, Malaria und Cholera.

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Der vietnamesische Staat bestraft Vergehen gegen das Betäubungsmittelgesetz hart. Beim Besitz größerer Mengen droht sogar die Todesstrafe, auch für Ausländer. Dennoch hat das Land mit einer massiven Drogenproblematik zu kämpfen. Vor allem synthetische Drogen wie Amphetamine und Ecstasy überschwemmen seit einigen Jahren von Kambodscha aus das Land.

Auch Opium, das im Land angebaut wird, ist ein Problem: Schätzungen gehen von bis zu 200.000 Opiumsüchtigen im Land aus. Der Heroinkonsum und die damit verbundene Verwendung unsauberer Spritzen sind die häufigste Ursache für HIV-Infektionen im Land. Süchtige wurden lange Zeit in Arbeitslager gesperrt, mittlerweile aber bemüht sich die Regierung um Therapiemaßnahmen, um langfristige Abhilfe schaffen zu können.

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