Zentralvietnam ist sehr leicht zu bereisen, da es auf dem Weg von Nord nach Süd (oder umgekehrt) liegt und eigentlich nur eine Route kennt, denn der Westen Zentralvietnams ist noch unerschlossen. Die Mitte Vietnams gehört seit dem 15. Jahrhundert zu Vietnam, zuvor besaß hier das Volk der Cham ein eigenes Reich. Deswegen finden sich hier sehr viele Relikte aus der Cham-Zeit sowie eine eigene Kultur, die sich von der des Nordens unterscheidet.
Zwischen Hanoi und Zentralvietnam gibt es zwar viele Städte wie Hai Phong, Vinh und Thanh Hoa, aber nur wenige sind auf touristische Besucher ausgelegt. Besucher, die etwas mehr Zeit zur Verfügung haben und sich intensiver mit Vietnam und dessen Kultur beschäftigen möchten, können diese Städte zwischen Hanoi und Zentralvietnam natürlich besuchen. Touristen mit Zeitmangel können von Hanoi oder Saigon aus nach Da Nang oder Hue fliegen. Von hier aus können dann Exkursionen in die Umgebung gemacht werden.
Hue ist die alte Kaiserstadt, die so alt gar nicht ist. Erst 1804 errang Gia Long die Kaiserwürde und machte Hue zur Hauptstadt des Reiches. Dementsprechend ist die kaiserliche Architektur, die sich in der Zitadelle, der Verbotenen Stadt und den Kaisergräbern niederschlägt, sehr stark europäisch geprägt. Hue ist eine Mischung westlicher wie vietnamesischer Stile. Die Stadt war bis 1945 Hauptstadt und hat sich deswegen auch ein kaiserliches Flair bewahrt. Es lohnt sich, hier ein paar Tage zu verbringen, um sich alles anzuschauen und die Stadt mit ihrer reichen Geschichte auf sich wirken zu lassen. Hue ist vor allem bekannt wegen seiner herausragenden Küche, welche die beste – und zugleich schärfste – des ganzen Landes sein soll. Die Kaiser forderten entsprechend kulinarische Genüsse, die die Küche der Region maßgeblich beeinflussten.
Von Hue aus sollte es mit dem Auto nach Süden gehen. Wer den berühmten Wolkenpass sehen will, muss mit dem Auto fahren, nicht mit dem Bus oder Zug. Denn letztere fahren durch Tunnel unter dem Pass bzw. an der Küste entlang, während lediglich Autos über den Pass fahren dürfen. Doch erwarten Sie nicht zu viel vom sagenumwobenen Wolkenpass. Toll und für Touristen interessant ist die herrliche, asiatische Landschaft. Wenn Sie kreativ sind, können Sie vielleicht ein Photo ohne Strommasten schießen. Südlich des Passes beginnt dann das immerwarme tropische Gebiet. Da Nang ist eine Stadt, die unterschätzt wird. Jeder Reiseführer widmet ihr nur drei, vier Zeilen. Wer modernes asiatisches Leben erfahren möchte, städtisches Flair schätzt, der kann hier durchaus einige Tage glücklich werden und am China-Beach entspannen. Die meisten Besucher zieht es jedoch südlicher.
Hoi An ist die Destination schlechthin. Die erhalten gebliebene Architektur ist für Vietnamesen so gut wie uninteressant, aber ideal für Besucher, die hier romantisches Flair am Thu Bon-Fluss suchen. Hoi An bietet genug Stoff, um Wochen hier zu verbringen. Radfahren ist angesagt, genauso wie eine Tour ins Landesinnere, zur Tempelstadt der Cham, My Son. Abenteuerlustige sollten eine Tour weiter nach Westen, zu den ethnischen Minderheiten in Angriff nehmen. Hoi An ist ein modernes Städtchen mit allen Annehmlichkeiten. Außerhalb der Stadt herrscht jedoch Armut. Stellen Sie sich darauf ein und erwarten Sie dort keinen Luxus mehr.
Von Hoi An aus geht es nach Nha Trang, einst Hauptstadt des Cham-Reiches Kauthara. Heute eine moderne Stadt, die sich zur Amüsiermeile Vietnams entwickelt hat. Sie ist ideal für Nachtschwärmer, aber auch die Kultur kommt hier nicht zu kurz. Besucher mit Zeit sollten sich die kleinen Städtchen Tam Ky, Quang Ngai und Quy Nhon, die zwischen Hoi An und Nha Trang liegen, anschauen. Von hier aus sind auch Radtouren ins Hochland möglich. Nha Trang ist das Mekka der vietnamesischen Partyschwärmer. Die meisten vietnamesischen Städte sind, was das Nachtleben angeht, doch eher unterentwickelt. Doch hier findet man Diskotheken und Bars.
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Zentralvietnam bietet Abenteuer-, Kultur- und Badeurlaub in einem. Während der Norden zum Baden oft zu kalt ist, kennt der Süden nur wenige Strände. Deswegen bietet sich Zentralvietnam für jeden Besucher an. Allerdings hat die Mitte auch einen großen Nachteil: Ab Juni startet die Taifun-Saison, die im November durch die Flutperiode abgelöst wird. Dann regnet es stark bzw. Hoi An und das Umland stehen unter Wasser. Eine ideale Reisezeit ist der Jahresbeginn, Februar bis Mai.